Messen und Veranstaltungen sind die internationale Bühne des Fortschritts – ob im technischen oder gestalterischen Bereich. Sie finden hier regelmäßig Beiträge zu Veröffentlichungen, Messebesuchen und Sonderschauen aus den Bereichen Heizungstechnik, erneuerbare Energien und Design.
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Roberto Palomba und Jan Kath im Stylepark Interview
Martina Metzner: Was halten Sie von der These, der Teppich erlebe eine Renaissance?Roberto Palomba: Es gibt seit ein paar Jahren den Trend, dass Architekten nicht nur ein Gebäude entwerfen, sondern auch die Innenräume gestalten. Manchmal betrachten sie Möbel dabei eher als störend, doch wird allmählich dem Dekorativen wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Dazu passen auch Teppiche, die helfen, in einem Haus verschiedene Bereiche zu definieren. Bei der Renaissance des Teppichs geht es also nicht nur darum, einen Raum wärmer oder komfortabler zu gestalten, auch das Dekorative spielt hier eine Rolle. Dekoration ist eine wunderbare Sache, vor allem nach dem ganzen Minimalismus, der eine perfekte Bühne für einen dekorativen Bodenbelag schafft. Das ist, als ob man in einem Haus mit schlichten weißen Wänden ein Bild aufhängt. Teppiche können wir genauso wie Bilder einsetzen – nur eben am Boden.
Favorisieren Sie bestimmte Bodenbeläge?
Roberto Palomba: Ich schätze vor allem echte Materialien wie Naturstein, Holz und Teppiche. Kunststoffböden und Laminat interessieren mich weniger.
Wie gehen Sie vor, wenn Sie einen Innenraum mit Bodenbelägen oder mit Teppichen gestalten?
Roberto Palomba: Ausgangspunkt ist unser Stil sowie die Atmosphäre des Ortes. Ein Beispiel: Wir haben in Apulien, in Süditalien, eine 500 Jahre alte Mühle renoviert, einen massiven Steinbau mit weißen Wänden, ganz klassisch. Nur der Boden war nicht erhalten und wir mussten ihn daher ersetzen. Dabei haben wir uns für einen Sandstein aus der Umgebung entschieden. Eine klare und sehr elegante Lösung. Und dann haben wir auch einige Teppiche entworfen, die in Pakistan von Hand gefertigt wurden und für die wir eine sehr einfache Gestaltungsidee hatten. Für das Muster benutzten wir das Tattoo eines Freundes des Hausbesitzers. Uns gefiel das Symbol, es bedeutet Glück, daher verwendeten wir es als Vorlage für die gesamte Gestaltung der Teppiche.
Wenn Sie sich Jan Kaths Neuinterpretation des klassischen Perserteppichs anschauen, etwa das Modell „Bidjar Highgate Aerial” aus der Kollektion „Erased Heritage” – können Sie sich vorstellen, so einen Teppich in Ihre Inneneinrichtungen zu integrieren?
Roberto Palomba: Durchaus. Mir gefallen die Partien, die elfenbeinfarbenen Wolken, die manchmal hervortreten und manchmal mit dem Ganzen verschmelzen. Chinesische Seide trifft auf Perserteppich. Ich finde die Idee sehr reizvoll, diese beiden Geschichten miteinander zu verbinden.
Jan Kath: Sie erkennen das tatsächlich! Normalerweise sagen die Leute, es sehe aus, als wäre etwas abgekratzt worden. Es ist in der Tat eine Wolke, ein Bild, das ich vom Flugzeug aus aufgenommen habe.
Der Teppich ist sehr aufwendig gemacht worden. Können Sie die Technik genauer beschreiben?
Jan Kath: Der Effekt wird in einem einzelnen Schritt innerhalb des Prozesses erzeugt. Es ist kein alter Teppich, der wieder aufbereitet wird – sondern ein gänzlich neuer. Ich habe dazu eine Verarbeitungstechnik entwickelt, die den Teppich aussehen lässt, als wäre er hundert Jahre alt. Im Prinzip versengen wir den Teppich, wobei die Seide im Verbrennungsprozess langsamer reagiert als die Wolle. Was das Motiv angeht, so arbeite ich mit Photoshop. Alles hängt damit von der Auflösung, der Pixelanzahl ab. In der Tat ist der Herstellungsprozess sehr aufwendig: Um den Teppich herzustellen, brauchen vier Leute vier Monate. Der Teppichknüpfer muss den Faden manchmal nur für einen Knoten wechseln, um diesen fotorealistischen Effekt zu erzielen. Einige Knüpfer hassen mich dafür, weil es sehr kompliziert ist und man den Teppich nicht wie bei klassischen Mustern blind knüpfen kann. Diese Form des Teppichs fördert aber das Teppichgeschäft. Viele Leute hatten ja aufgehört, über Teppiche nachzudenken. Sie sind in Häusern mit vielen Teppichen aufgewachsen, sie kennen ihren Wert, wollen aber nicht in der Einrichtungswelt ihrer Eltern leben. Mit meinen Entwürfen kann ich daher eine Menge Leute ansprechen, die bereits einen Bezug zum Teppich haben. Ich versuche, sie zurückzugewinnen.
Was halten Ihre eigenen Eltern von Ihren Entwürfen?
Jan Kath: Meine Eltern sind im Teppich-Einzelhandel tätig gewesen. Ich habe dann damit begonnen, selbst Teppiche zu produzieren. Besser gesagt: Ich arbeite mit beiden Elternteilen zusammen. Sie sind, kurz bevor sie in Rente gegangen wären, in mein Unternehmen eingetreten. Ich glaube, ich mache jetzt genau das, was mein Vater immer machen wollte. Mein Großvater war ein sehr resoluter Mann und er hat mir gesagt, ich solle das Familienunternehmen auf der Basis von Einkauf und Verkauf weiterführen. Mein Vater hingegen war immer eine sehr kreative Person.
Roberto Palomba: Er hat das Glück, einen guten Sohn zu haben.
Jan Kath: Wir arbeiten sehr eng zusammen. Ich glaube, er ist stolz, dass wir es geschafft haben, dem Produkt Teppich eine Zukunft zu geben.
Wie schaffen Sie es, gleichzeitig Designer und Unternehmer zu sein?
Jan Kath: Ich bin ein sehr visueller Mensch. Etwas zu zeichnen, ist der abschließende Schritt. Zuerst muss ich vor meinem inneren Auge das fertige Produkt sehen. Dafür muss ich nicht irgendwo sitzen und mir etwas ausdenken. Ich arbeite zum Beispiel viel im Flugzeug, weil ich zwischen meinen Büros in Vancouver und Miami ebenso hin und her reise wie zwischen den Produktionsstandorten in Nepal, der Mongolei, Thailand, der Türkei, Indien und Marokko.
Roberto Palomba: Ich mache das genauso. Leider schlafe ich im Flugzeug ziemlich gut.